Na endlich geht es los. Ich kann Ihnen sagen: Als Spieler ist man heilfroh, wenn es endlich so weit ist. Auch die deutschen Spieler werden glücklich sein, wenn für sie heute endlich der Startschuss fällt. Vor solch einem großen Turnier gibt es immer eine Ungewissheit: Haben wir alles richtig gemacht?
Sind wir gut vorbereitet? Und Jogi Löw wird grübeln: War die Dosierung des Trainings richtig?
Wie elementar wichtig ein erstes WM-Spiel für eine Mannschaft sein kann, habe ich mehrfach in meiner eigenen Karriere erlebt: 1990 konnten wir gegen den Mitfavoriten Jugoslawien 4:1 gewinnen. Ein fantastisches Spiel, welches nicht nur in unserer Mannschaft für Begeisterung gesorgt hat. Die Fans in Deutschland waren euphorisiert, in den Stadien vor Ort herrschte fortan super Stimmung und auch wir Spieler wussten, dass uns nun alles gelingen kann. Auch die Gegner wussten sofort, wie stark wir sind.
1994 habe ich in den USA das Gegenteil erlebt. Wir haben zwar zu Beginn 1:0 gegen Bolivien gewonnen, aber im Spiel hat es kräftig gestolpert und geholpert. Das Spiel hat nichts für die Stimmung gebracht, im Gegenteil: Es war alles anders als 1990. Es hat sich keine Stammmannschaft herauskristallisiert, es kam kein richtiger Teamgeist auf.
Ein überzeugender Sieg im Auftaktmatch sorgt auch intern für Ruhe und vermeidet den Lagerkoller. Wenn du zu Beginn gewinnst, dann scheint sofort für dich die Sonne, du kannst die Zeit zwischen den Spielen genießen. Wird der Auftakt verpatzt, dann ist die Zeit bis zum nächsten Spiel sehr, sehr lange.
Gerade beim abgelegenen deutschen Quartier in Watutinki könnte ein verpatzter Auftakt zum Problem werden.
Noch einige Worte zu einem brisanten Thema: Ich glaube nicht, dass sich heute im Luschniki-Stadion ein Vorfall wie in Leverkusen wiederholen wird, als Mesut Özil und Ilkay Gündogan wegen der Fotos mit dem türkischen Präsidenten Erdogan ausgepfiffen wurden. Natürlich kann es auch diesmal aus dem deutschen Block vereinzelt Pfiffe geben. Die Fans, die die weite Reise nach Russland auf sich genommen haben, sind aber wegen des Fußballs dort. Sie wollen die Mannschaft unterstützen.
Was ich sowohl vom DFB als auch bei den beiden Spielern vermisst habe, war eine klare Stellungnahme. Özil und Gündogan hätten sagen können: „Ich habe einen Fehler gemacht. Ich habe nicht nachgedacht. Ich habe mich immer als Deutscher gefühlt.“
Das fehlte mir!
So hätte man viele Diskussionen frühzeitig vermeiden können. Trotzdem bin ich mir sicher: Das Thema wird die Mannschaft jetzt nicht mehr beeinflussen. Wenn einer der beiden ein Tor schießt, werden alle jubeln. Eines ist jedenfalls klar: Ein Fehlstart gegen Mexiko wäre nicht mit dem Erdogan-Foto zu entschuldigen.
►►► [–>Lothars Heimatsender Sky zeigt als einziger deutscher Sender 25 Spiele in super-scharfer Ultra-HD-Qualität, darunter auch alle deutschen Spiele.
«Propensa a ataques de apatía. Explorador de aspirantes. Analista ávido. Fanático de Internet. Comunicador».