Innenstadt statt Industriegebiet! Asiatische Autobauer, allen voran die Chinesen, strömen plötzlich in die deutschen Citys. Erobern die besten und teuersten Lagen für Ihre Showrooms.
Fünf Autohäuser aus Fernost gibt es allein in der Stadtmitte von Frankfurt am Main: Nio (China), Polestar (China/Schweden), BYD (China), Genesis (Korea), VinFast (Vietnam). Frankfurt hat eine der größten Autodichten des Landes, steht exemplarisch für die anderen deutschen Metropolen. Überall im Land zieht es die Asiaten mit ihren Elektro-Autos in die Stadtmitte.
Es war eine Zäsur. Mercedes zog sich 2010 als letzter deutscher Autobauer aus der Frankfurter Innenstadt zurück. Nach mehr als 100 Jahren – allein 59 Jahre war Benz im Juniorhaus neben dem Luxushotel „Frankfurter Hof“. Dort kauften Wirtschaftsbosse der Nachkriegszeit ihre Schlitten – und die berühmte Skandal-Hure Rosemarie Nitribitt (1933–1957, „Ein Mädchen namens Rosemarie“) ihren schwarzen 190 SL. Und Generationen von Kindern, die Autokunden von morgen, drückten sich an den Schaufenstern die Nasen platt.
Den Stadt-Lenkern war das ziemlich egal, sie riefen Frankfurt ohnehin zur Fahrrad-Metropole aus. Vergraulten sogar die IAA nach 69 Jahren aus der Stadt. Der damalige Oberbürgermeister führte Autohass und Anti-IAA-Demos sogar noch stolz an.
Chinesen gehen in teuerste und beste Innenstadt-Lagen
Fahrräder, für die Chinesen ein Verkehrsmittel aus der armen Vergangenheit. Das Land der Mitte motorisierte sich die letzten Jahre wie Deutschland in den Wirtschaftswunderjahren. Jetzt kommen sie mit ihren E-Autos in die Mitte der deutschen Städte: Nio eröffnete letzte Woche an den Großen Bleichen in der Hamburger Innenstadt sein neues Autohaus. Hat mit Düsseldorf nahe der Kö und Berlin am Kurfürstendamm bereits vier deutsche Innenstädte erobert.
Nio-Generalmanager David Sultzer zu BILD: „Wir möchten neben dem reinen Vertrieb einen Beitrag zur lokalen Gemeinschaftsbildung leisten, indem wir in die Innenstädte zu den Menschen gehen. Diese lebendigen Orte inmitten großer Städte bieten nicht nur Testfahrten, sondern auch Co-Working-Spaces, Cafés, einen großen Spielbereich für Kinder.“
In Frankfurt befindet sich Nio auf 1600 Quadratmetern in einer der exklusivsten Lagen der Republik, an der Frankfurter Zeil am Fuß des Marriott-Luxus-Wolkenkratzers, im Designerbau des Star-Architekten Hadi Teherani (70).
Und die deutschen Autobauer? Sie verstecken sich in Industriegebieten an den Stadträndern. Ein Trend, der vor vielen Jahren begann und weiter anhält. Geflüchtet wegen hoher Kosten, Platzmangel, Ärger mit Nachbarn, Anwohnern, Aktivisten.
Es gibt keine Pläne, dass deutsche Autobauer in die Metropolen-Mitten zurückkehren. Im Gegenteil: Bei Mercedes hat man das Interesse an Autohäusern sogar verloren.
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