Essen – [–>Millionenpreise statt Abwrackprämie, Hochglanz statt Rost – auf dieser Messe sind Oldies noch Goldies. Am Mittwoch hat in der Messe Essen die 34. Techno Classica ihre Pforten geöffnet. Es ist eine der weltweit bedeutsamsten Messen für Oldtimer.
BILD hat sich vorab auf der Messe umgeschaut und einige der vielen Höhepunkte herausgepickt.
Das kultigste Auto
Der Automobil-Schriftsteller Fritz B. Busch (†88) ist mit der ersten Generation VW Golf 1974 von Alaska bis nach Feuerland gefahren, vom nördlichsten Nord- bis zum südlichsten Südamerika. Sein Original Golf 1 LS in brillantgelb, der die 30 514 km in 94 Tagen abgerockt hat, steht in Halle 4 – als kultiger Höhepunkt zur Sonderausstellung zu 50 Jahren VW Golf.
Joachim Quednau von der „1. Original Golf 1“-Interessengemeinschaft sagt: „Der Golf 1 ist noch heute ein perfekter Alltags-Oldtimer, ein totales Spaß-Auto.“ Späte Baureihen gebe es schon ab 5000 Euro. „Alte GTI sind aber utopisch teuer, da steht am Anfang der fünfstelligen Euro-Zahl auch schon mal eine Drei.“
Das royalste Auto
In Halle 5 werden 120 Jahre Rolls-Royce gewürdigt. Zur Krönung des Jubiläums ist ein Rolls-Royce Silver Wraith State Landaulette aus dem Jahr 1958 ausgestellt, der sich zuletzt im Besitz der niederländischen Königsfamilie befand. König Willem-Alexander und Königin Maxima haben den Wagen 2002 als Hochzeitsauto genutzt. Inzwischen ist der Luxusschlitten für besondere Anlässe mietbar.
Der verrückteste Lebenslauf
Der Rolls-Royce Phantom II Boat-Trail von 1929 (Wert: 239 500 Euro) wurde einst für das indische Königshaus gebaut, damit der Maharadscha Prinz Pratap Singh Rao Gaekwad (†60) mit ihm auf Tiger-Jagd gehen konnte. Dazu wurde der Klassiker von Liverpool mit der SS Britannia nach Bombay verschifft. Später wurde der Wagen ein echter Globetrotter: Weitere Eigentümer lebten in London, Girona (Spanien) und Connecticut (USA). Heute ist es ein Ausstellungsauto – ohne Tiger im Tank.
Der Geburtstags-Klassiker
50 Jahre wird dieses Jahr auch der Porsche 911 Turbo alt. Ihm widmet sich eine Sondershow in Halle 3. 39 Modelle von 1974 bis 2023 hat Sammler und Händler Manfred Hering aus Wuppertal im Rund ausgestellt. „Sie zeigen die komplette Turbo-Geschichte“, sagt er. Für ihn ist der 911er „understatement pur“ und gesellschaftlich immer noch sehr akzeptiert. Preise? Ab 300 000 Euro bis 2,5 Millionen!
Das älteste Auto
Als der Renault Victoria Phaeton erstmals auf der Straße fuhr, legte die Titanic zur Jungfernfahrt ab. 1912 war das. Inzwischen gibt es laut Experte Juri Castricum noch circa 150 der 4-Zylinder-Autos weltweit. Eines davon bietet der Niederländer in Essen für 55 000 Euro zum Verkauf an. „Es war damals ein Auto der reichen Leute. Man saß schön hoch, über den Dingen. Und es ist noch immer fahrtüchtig.“
Das teuerste Auto
Die Frage nach dem wertvollsten Wagen ist nicht so leicht zu beantworten. Nicht jeder Aussteller lässt sich in die Karten blicken. Weit vorn dabei sein dürfte der knallrote Ferrari 250 MM Berlinetta Vignale aus dem Jahr 1953. Der 240-PS-Bolide wird mit 2,9 Millionen Euro veranschlagt.
Möglicherweise noch etwas mehr wert ist nach Expertenmeinung der Mercedes Benz 540 K Autobahn Kurierwagen von 1937. Nur vier Stück existieren von dem schwarzen Coupé weltweit. Einer davon wird derzeit erstmals seit 15 Jahren wieder öffentlich ausgestellt.
Das Promille-Auto
Wo Jägermeister draufsteht, ist auch Jägermeister drin – zumindest im übertragenen Sinne. Der quietsche-orangene Porsche 962 ist im Besitz der Unternehmerfamilie Mast. 1989 fuhr der Flitzer sogar Rennen der Gruppe C. Sein Wert: gut 2 Millionen Euro.
Autos mit Amore
Dass es auch schnieke Oldies fürs kleinere Budget gibt, beweist der Italiener Luca Bonifazi an seinem kleinen Stand in Halle 3. Gemeinsam mit seinem Bruder Roberto sucht er nach alten, vergessenen Schätzen, die oftmals in Scheunen ein trauriges Dasein fristen und restauriert sie. Ab 10 000 Euro hat er etwa einen originalen Fiat Cinquecento im Sortiment. „Für mich sind diese Messen eine große Chance, um gegen die großen Händler zu bestehen.“
Noch bis Sonntag werden mehr als 2700 Oldtimer gezeigt. Eine Zulassung als Oldtimer mit H-Kennzeichen können Eigentümer für Autos beantragen, die älter als 30 Jahre sind. Bundesweit seien rund 870 000 Auto in Deutschland mit H-Kennzeichen unterwegs, sagte Ekkehard Pott vom Bundesverband Oldtimer-Youngtimer Deuvet. Geschätzte 100 000 Fahrzeuge wechselten pro Jahr in Deutschland den Besitzer. Der Durchschnittswert der Fahrzeuge im Verband liege zwischen 12 500 und 14 000 Euro.
«Alborotador. Amante de la cerveza. Total aficionado al alcohol. Sutilmente encantador adicto a los zombis. Ninja de twitter de toda la vida».