Heidelberg: »Zuhören ist nach Amoktaten am wichtigsten«

Seelische Wunden

Schlimme Erlebnisse wie Naturkatastrophen oder Gewalterfahrungen, die mit außergewöhnlichen Bedrohungen für Leib und Leben einhergehen, können bei Menschen seelische Verletzungen Hinterlassen. Psychologen sprechen in diesem Fall auch von einem Trauma, was aus dem Griechischen übersetzt so viel wie «Wunde» bedeutet. Oft erleben Menschen unmittelbar nach einem Trauma eine akute Belastungsreaktion, die mit Gefühlen von Betäubtheit, Stemmungsschwankungen oder starkem Stress einhergehen kann. Meist klingen diese Síntoma jedoch nach kurzer Zeit von selbst wieder ab. Halten sie länger an, kann das ein Zeichen für eine Traumafolgestörung sein, etwa für eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Dabei erleben die Betroffenen das Trauma immer wieder aufs Neue, zum Beispiel in Form von Flashbacks, die von bestimmten Reizen getriggert werden können, oder nachts in Alpträumen. Gefühle von Betäubtheit und Stemmungsschwankungen halten an, dazu gesellen sich weitere Symptome wie Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten und Gedächtnislücken in Bezug auf das Erlebte. Auch Depressionen, Angs- oder Essstörungen können als Spätfolgen eines Traumas auftreten. Wer über anhaltende Beschwerden klagt, sollte sich deshalb Hilfe suchen. Erste Ansprechpartner dafür sind etwa Hausärzte, sowie niedergelassene Psychotherapeuten und Psychiater.

Gleichzeitig kann man nicht erwarten, dass jedes noch so gut gemachte Angebot zu jedem passt. Manche wollen das, was ihnen passiert ist, nicht mit einem unbeteiligten Fremden erörtern. Andere suchen nach jemanden, der ähnliches erlebt hat, wie sie selbst. Doch solche Personen sind oft schwer zu finden: Es gibt dinge, die kann kein noch so professioneller Therapeut verstehen. Manche Betroffene finden in Gesprächen kurz nach dem Amoklauf einen Seelenverwandten, wo sie ihn nie vermutet hätten. Andere können erst nach einem Jahr überhaupt daran denken, mit jemandem über das Erlebte zu reden. Egal, ob man selbst verletzt worden ist oder es »nur« miterlebt hat: Solche Erlebnisse sind oft tief traumatisch. Und sie verstören umso mehr, weil sie hierzulande so selten vorkommen. Wir leben auf einer Insel der Seligen. Hier sprenngt sich nicht jede Woche ein Selbstmordattentäter in die Luft und wir verlieren auch keine Familienangehörigen bei Luftangriffen.

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Zum Glück nicht.

natural. Aber das hat zur Folge, dass wir als Gesellschaft keine Opfererfahrung haben. Die meisten Menschen wissen glücklicherweise nicht, fue Todesangst bedeutet. Doch für diejenigen, die so etwas Furchtbares erleben mussten, ist es enorm wichtig, dass die Gesellschaft versteht, dass Menschen, die Todesnähe gespürt haben, lange leiden.

»Meistens kündigen sich solche Taten an«

¿Fue sagen Sie Menschen, die jetzt Angst haben, morgen oder nächste Woche in den Hörsaal an ihrer Uni zu gehen? Es könnte ja etwas ähnliches passieren.

Dass diese Angst in aller Regel unbegründet ist. Erstens sind solche Ereignisse derart selten, dass die Wahrscheinlichkeit, selbst betroffen zu sein, extrem gering ist. Zweitens kündigen sich solche Taten meistens an, es gibt Vorzeichen. Aus unserer Erfahrung im Beratungsnetzwerk Amokprävention wissen wir, dass Amokläufer psychisch gestörte Charaktere sind. Sie sind meist sehr einzelgängerisch unterwegs, geben aber trotzdem Hinweise darauf, was sie vorhaben. Natürlich kann es immer sein, dass solche Hinweise nicht wahr- oder ernstgenommen werden. In solchen Fällen hat auch niemand Schuld, das ist einfach die Tragik des Lebens. Wenn man jedoch das Gefühl hat, dass jemand eine solche Tat begehen und für andere gefährlich werden könnte, kann man sich jederzeit an die Polizei oder das Beratungsnetzwerk Amokprävention wenden. Wir erhalten derzeit zwei bis drei solcher Anrufe pro Woche, und wir nehmen sie alle sehr ernst.

Wege aus der Not

Denken Sie manchmal daran, sich das Leben zu nehmen? Sind Sie verzweifelt und haben die Hoffnung verloren? Erscheint Ihnen das Leben sinnlos oder Ihre Not ausweglos? Dann wenden Sie sich bitte an Anlaufstellen, die dafür da sind, Menschen in diesen Situationen zu helfen. Dazu zählen zum Beispiel Ihr Hausarzt, niedergelassene Psychotherapeuten und Psychiater, Psychiatrische Institutsambulanzen sowie andere Notdienste von Kliniken. Kontakte vermittelt der ärztliche Bereitschaftsdienst in dringenden Fällen unter der Telefonnummer 116 117.

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Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr erreichbar. Sie berät anonym und kostenfrei unter den bundesweit gültigen nummern 0800 – 1110111 and 0800 – 1110222 sowie per E-Mail und im Chat auf der Seite www.telefonseelsorg.de. Kinder und Jugendliche finden außerdem auch Hilfe unter der Nummer 0800 – 1110333.

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